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Zeitung / Franken&Bayern Zurück
 
05.05.2004 18:02

Luis und die Familien-Schweine
 
Claudia Brunner schuf sich ihr eigenes Tierschutz-Projekt
Geisslingen - Unbeobachtet ist Claudia Brunner nie. 45 Augenpaare gucken genau hin, wenn ihre Chefin über den Hof schreitet. Wobei Hof nicht das richtige Wort ist: Die 32-Jährige hat sich in Geißlingen so etwas wie eine private Arche Noah mit Hunden, Katzen, Pferden, Mini-Schweinen, Zwergziegen, Hühnern und einem Maultier geschaffen.
 
Luis kommt aus Hamburg, ist ein tibetanischer Hütehund und hat - mit Verlaub - einen kleinen Hau. Das drückt sich nicht selten in schmerzverzerrten Gesichtern aus, denn aus einem unerfindlichen Grund zwickt Luis für sein Leben gerne in der Gegend herum. "Ihm hat nie jemand erklärt, dass er das nicht darf", stellt sich Claudia Brunner schützend vor das schwarze Knäuel. Denn eines steht fest: Wenn die 32-Jährige mit ihm fertig ist, wird er nicht mehr zwicken und eine weitere Hunde-Resozialisierung hat erfolgreich angeschlagen.

Die ganz große Tierliebe


Wie weit kann Tierliebe gehen? Im Falle von Claudia Brunner weit. Sehr weit. Mit 16 nahm sie einen Kredit auf, um sich ein Pferd zu kaufen, wenig später gehörte ein Schwein zur Familie. Das Engagement für den Tierschutz spielte schon immer die Hauptrolle. Irgendwie war der Weg vorgezeichnet: Die junge Frau ließ sich Mitte der 90er Jahre in Bibergau (Lkr. Kitzingen) zur Landwirtschaftsgehilfin ausbilden, pachtete in Prosselsheim einen Hof und war ab diesem Zeitpunkt nur noch für ihre Tiere da. Der ungewöhnliche Tierhof hieß fortan "Lucky Farm".

Die Unterzeile "Freies Tierschutzprojekt" lässt erahnen, dass die kleine Arche Noah in unruhiger See unterwegs ist. Denn auch wenn der erste Blick voller Klischees ist und eine heile Welt vermuten lässt - die Wirklichkeit sieht anders aus: Bei Claudia Brunner landen nicht selten Tiere, die woanders keine Chance mehr haben. Versuchs-Schweine aus Universitäten. Hunde wie Luis, die neben der Spur laufen. Zwerg-Ziegen aus dem Tierheim. Und wenn plötzlich ein Pferd vor der Tür steht, weil das Weihnachtsgeschenk dem Besitzer aus Kulmbach dann doch nicht so ganz in den Kram gepasst hat, wundert das die "Lucky Farm"-Erfinderin schon lange nicht mehr.

Als sich vor wenigen Jahren die Chance bot, in Geißlingen (Lkr. Neustadt-Aisch) ein altes Bauernhaus zu kaufen, schlug die Tierfreundin zu. Dabei hatte sie Glück: Um ein Haar wäre das Anwesen mit dem angeschlossenen Plumpsklo im Bad Windsheimer Freiland-Museum gelandet.

Seither vergrößert sich die Tier-Familie zusehends, wobei die 32-Jährige darauf achtet, immer noch Kapazitäten für Notfälle zu haben. Denn die landen nach wie vor bei ihr, "weil es keinen staatlichen Tierschutz gibt", so die junge Frau. Deshalb sieht sich die Neu-Geißlingerin berufen, selbst ihre Vorstellungen von Tierschutz in die Tat umzusetzen. Als selbstständige Kauffrau hält sie das Arche-Noah-Projekt über Wasser, wobei sie für jeden Helfer auf dem 2000-Quadratmeter-Hof sowie den angrenzenden 1,3 Hektar Wiesen dankbar ist.

Weil das alles noch nicht reicht, geht die Tier- und ein bisschen auch Welt-Rettung nachts auch noch Online weiter: In diversen Foren berät die 32-Jährige Menschen, die Probleme mit ihren Tieren haben. Der Mail-Verteiler beinhaltet inzwischen 800 Adressen. Tendenz: steigend. Wer dabei auf die Idee kommt, es hier mit einer Art Pferdeflüsterin zu tun zu haben, wird schnell eines Besseren belehrt: "Wenn ich flüstere, hören mir die Tiere nicht zu." Also darf es auch einmal etwas lauter werden - Luis zum Beispiel würde sonst nie mit dem Zwicken aufhören. Wichtig sei vor allem eines: "Man muss sich in die Tiere hineindenken!"

Auch ein Buch ist geplant

Weil das für Claudia Brunner kein Problem ist, steht der nächste Schritt schon fest: Die Ausbildung zur Hundegutachterin ist beschlossene Sache. Wobei die Frage ist, woher die Zeit kommen soll: Neben den 45 Tieren soll es demnächst noch fünf Bienenvölker geben, der Kräutergarten will umsorgt sein, die Ebay-Bestellungen für ihre Kompostwürmer häufen sich und für den 11. Juli gilt es einen Tag der offenen Tür vorzubereiten.

Dazu kommen unzählige Beratungsgespräche, Barhuf-Pflegeseminare und ein Buch über Schweine ist bereits angedacht. Falls das mit dem Schreiben wirklich gelingt, wären dann sogar ein paar unbeobachtete Momente drin.

 
Von unserem Redaktionsmitglied Frank Weichhan


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